Veröffentlicht inEmotionales, Familie, Herzerwärmend, Schicksale

Als der Junge seiner Schwester ein letztes Geschenk mitgibt, kämpfen alle mit den Tränen. Es hätte so leicht verhindert werden können.

Eine eindringliche Geschichte.

Es ist ein ganz normaler Tag in der Vorweihnachtszeit. Eine Frau steht im Spielzeuggeschäft und sucht nach einer Puppe für ihre Nichte. Nachdenklich durchstöbert sie auf der Suche nach einem passenden Geschenk die Regale. In Gedanken freut sie sich schon über die strahlenden Augen, wenn die Kleine das Geschenk auspackt.

Sie sieht gerade in ihrem Portemonnaie nach, wie viel Geld sie dabeihat, da wird sie von einem leisen Seufzen aus ihren Gedanken gerissen. Neugierig schaut die Frau zur Seite und entdeckt einen kleinen Jungen am Ende des Puppenregals.

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Der Junge scheint zwischen 10 und 12 Jahre alt zu sein. Er trägt eine dunkelblaue Wollmütze, aus der braune Locken herausschauen, eine dicke Daunenjacke und eine schwarze Cordhose, die wohl schon ein paar Waschgänge überfällig ist. An den Füßen hat er graue Turnschuhe, die nur halbherzig zugeschnürt sind. Im Blick des Jungen steckt etwas, das an eine tiefe Traurigkeit erinnert. Sie geht vorsichtig auf den Jungen zu, den Geldbeutel noch immer in der Hand. Sie ist neugierig, was ihn wohl so traurig macht. Als sie näherkommt, sieht sie, dass er mit den Tränen kämpft. Sie erkennt auch, dass er eine pinkfarbene Schleife an seinem linken Ärmel trägt. Das weckt erst recht ihre Neugier.

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„Hallo, mein Kleiner. Was machst du denn hier so allein?“ Der Junge dreht sich nicht um, er blickt weiterhin auf das Regal und sagt, er wolle eine schöne Puppe für seine Schwester zu Weihnachten kaufen. „Das ist doch eine schöne Sache. Warum bist du denn dann so traurig?“ Da schaut der Junge sie mit großen Augen an und erzählt, dass er nicht genug Geld habe.

„Na, der Weihnachtsmann wird ihr die Puppe vielleicht doch noch bringen, meinst du nicht?“, versucht die Frau ihn zu besänftigen. Da wird der Junge auf einmal ganz ruhig und schaut der Frau tief in die Augen. Da erkennt sie in seinem Blick noch etwas anderes, mehr als eine tiefe Traurigkeit. So einen Ausdruck hat sie noch nie in den Augen eines Kindes gesehen. „Da, wo meine Schwester jetzt ist, kommt der Weihnachtsmann nicht mehr.“ Die Frau spürt, wie sich etwas in ihrer Kehle zusammenschnürt. Kaum traut sie sich zu fragen. „Was ist denn mit deiner Schwester passiert?“, dringt es gerade so aus ihrer Kehle. Sie weiß nicht, ob sie die Antwort wissen möchte, aber etwas in ihr kann einfach nicht anders. „Sie ist im Himmel. Und ich möchte, dass sie etwas Schönes dorthin mitnehmen kann. Und Mami ist auch bald da. Da dachte ich, dass sie die Puppe für meine Schwester mitnehmen kann.“ Der Frau zieht es beinahe den Boden unter den Füßen weg, doch sie versucht, sich nichts anmerken zu lassen.

Sie atmet tief durch, beugt sich zu dem Jungen und sagt: „Komm, lass uns nochmal nachzählen, ob das Geld wirklich nicht reicht.“ Sie zählt das Geld des Jungen und schafft es dabei, unbemerkt etwas von ihrem eigenen Geld dazuzugeben. Auf einmal reicht das Geld, und es ist sogar etwas übrig. Da leuchten die Augen des Jungen auf, und er ruft: „Super, da kann ich Mama ja sogar noch ihre Lieblingsblumen kaufen. Sie liebt weiße Rosen.“ Und mit einem Mal ist der Junge verschwunden. Die Frau fragt sich noch, ob sie richtig gehandelt hat oder ob der Junge sie einfach geschickt belogen hat. Doch sie verwirft den Gedanken schnell wieder.

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Dennoch ist sie so aufgewühlt, dass sie ganz vergisst, die Puppe für ihre Nichte zu kaufen. Am Ausgang des Geschäfts sieht sie eine Schlagzeile in der Zeitung. Darin steht etwas von einem fürchterlichen Unfall. Ein betrunkener Autofahrer war vor ein paar Tagen in ein anderes Auto gerast. Dabei wurden eine Frau und ihre kleine Tochter schwer verletzt. Die 4-Jährige starb noch auf dem Weg ins Krankenhaus, und die Mutter fiel in ein tiefes Koma. Die Ärzte kämpften noch um ihr Leben. Konnte das die Mutter des Jungen sein? Seine Schwester? Sie versucht, den Gedanken nicht zu groß in ihr werden zu lassen.

Doch 2 Tage später ertappt sich die Frau dabei, wie sie immer wieder die lokalen Nachrichten und die Traueranzeigen durchstöbert. Da sieht sie die Zeilen, auf die sie gewartet hat und die sie nie lesen wollte. Die Frau aus dem Krankenhaus war nun auch gestorben. Hektisch blättert sie zu den Traueranzeigen. Tatsächlich: Da war eine Anzeige. „Sinnlos und viel zu früh bist du uns genommen worden. Trost finden wir darin, dass du unseren kleinen Engel wiedersehen wirst.“ Dort stehen auch ein Datum und ein Ort für die Beisetzung. Die Frau kann einfach nicht anders. Sie kauft einen Strauß weiße Rosen und fährt zu der Beerdigung. 

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Tatsächlich sieht sie dort den kleinen Jungen stehen. In der Hand hat er eine weiße Rose und die Puppe für seine Schwester. Neben ihm steht sein Vater, um Fassung ringend, doch man sieht ihm die letzten Tage deutlich an. Es gibt nichts, was die Frau jetzt sagen kann. Wortlos bahnt sie sich ihren Weg zum Grab, während sich an ihren Wangen heiße Tränen den Weg nach unten bahnen. Wortlos legt sie die Rosen nieder und schaut zu, wie der Junge Puppe und Rosen auf den Sarg in der Grube legt. Sie schauen sich kurz in die Augen, und jetzt erkennt die Frau, was sie am Blick des Jungen so gefesselt hat. Es steckt ein Ernst darin, den nur solch ein Verlust hervorrufen kann. Der Junge hat die Augen eines Erwachsenen. Es zerreißt ihr das Herz, doch es gibt nichts, was sie noch sagen oder tun könnte.

Flickr/Ann Larie Valentine

Ein einzelner Moment hat das Leben dieser Familie für immer aus der Bahn geworfen. Ein Mensch setzte sich betrunken ans Steuer. Ein Mensch rief sich kein Taxi. Nahm nicht den Bus. Damit nahm er einem kleinen Mädchen die Zukunft. Einem Jungen die Mutter. Einem Vater seine Liebe und seine Tochter. Alkohol am Steuer gefährdet nicht nur dich selbst. Er gefährdet alle. Deine Entscheidung betrifft alle.