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Tage nach Absturz: Teenager kehrt in Zivilisation zurück.

Wanderer in der Wildnis

Manche Erlebnisse brennen sich unserem Gedächtnis auf ewig ein: Für Autumn Veatch ist es ein Sommertag im Jahr 2015, den sie nie vergessen wird. Auf dem Heimweg zu ihrem Vater flog die damals 16-Jährige zusammen mit ihren Stiefgroßeltern in einem Privatflugzeug über das Kaskadengebirge im äußersten Nordwesten der Vereinigten Staaten und geriet dabei in höchste Lebensgefahr. Der Flug und die darauffolgenden Ereignisse wurden zu einem Überlebenskampf, den die Jugendliche nur mit Glück und äußerster Entschlossenheit überlebte.

Youtube/ABC News

Autumn und ihre Stiefgroßeltern überflogen gerade die gebirgige Wildnis im US-Bundesstaat Washington, als plötzlich das Wetter umschlug – eine dichte Wolkenwand umhüllte unvermittelt die Propellermaschine.

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„Wir hatten jede Sicht verloren und wussten nicht, was los war. […] Wir konnten nichts erkennen, alles war weiß und das GPS funktionierte auch nicht“, erzählte die 16-Jährige später. Panik breitete sich aus, als das Flugzeug schließlich völlig außer Kontrolle geriet und gegen einen Berghang stürzte.

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Wie durch ein Wunder überlebten Autumn und ihre Stiefgroßeltern den Aufprall, jedoch wurde die 16-jährige anschließend Zeugin einer grausamen Szene: Während sie selbst das brennende Flugzeug verlassen konnte, steckten ihre Stiefgroßeltern darin fest.

„Sie waren am Leben, sie schrien beide. […] Es gab keine Möglichkeit, Oma zu erreichen, weil sie zu weit wegsaß. Ich konnte nichts tun, dachte aber, wenn ich Opa herausbekäme, könnten wir beide sie ebenfalls irgendwie herausziehen.“

Mit aller Entschlossenheit versuchte Autumn, die beiden gut Sechzigjährigen zu befreien, verbrannte sich dabei jedoch lediglich die eigene Hand. Letztlich wurde ihr klar: Das Feuer war zu stark und sie hatte außerdem nicht die erforderlichen Kraftreserven. Die Jugendliche musste mit ansehen, wie ihr Stiefopa und ihre Stiefoma im Flugzeugwrack verbrannten. Autumn war plötzlich auf sich allein gestellt.

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Trotz der verheerenden Bruchlandung war die 16-Jährige zwar glücklicherweise nur geringfügig verletzt, aber in dem riesigen, unbewohnten Gebiet völlig hilflos und von dem schrecklichen Geschehen gezeichnet. „Ich war erschüttert und weinte. Ich hatte eine Heidenangst, in dieser Wildnis allein zu sein.“ Sie entfernte sich von der Absturzstelle und kämpfte sich bei prasselndem Regen durch die unbarmherzige Natur. Autumn war nur leicht bekleidet und bald durchnässt.

Die Jugendliche bewegte sich bergab, stolperte und rutschte einen regennassen Hang hinunter. Sie erinnerte sich an die zu früherer Zeit einmal gehörte Überlebensregel, nach Flüssen Ausschau zu halten.

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„Ich fand einen Bach […] und folgte ihm einfach. […] Er wuchs sich zu einem Fluss aus und ich ging weiter.“ Während sie sich durch den dichten Wald kämpfte, blieb die Angst ihr ständiger Begleiter.

Sie entdeckte einen flachen Überhang, der mit Kiefernnadeln übersät war, und beschloss, dort zu übernachten. Vorher wrang die 16-Jährige ihre nasse Kleidung aus und hängte sie über einige Äste. Nur mit ihrer Strickjacke am Leib versuchte sie zu schlafen.

Nach einer schrecklichen, finsteren Nacht voller unheimlicher Geräusche stellte Autumn fest, dass ihre Kleidung noch immer nass war. „Ich war sicher, dass ich umkommen würde. […] Am zweiten Tag, am Tag danach, dachte ich, dass ich auf jeden Fall an Unterkühlung sterben würde, weil ich sehr fror.“

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Autumn folgte beharrlich dem Fluss, obwohl sie mehrmals das Ufer wechseln musste, wenn auf einer Seite des Stroms Wald und Gebüsch den Weg blockierten. Einmal stürzte sie hinein, wurde mitgerissen und gegen scharfkantige Steine im Flussbett geschleudert. Glücklicherweise gelang es der 16-Jährigen jedoch, wieder das sichere Ufer zu erreichen.

Das letzte große Hindernis war ein viereinhalb Meter hoher Wasserfall, den sie hinunterklettern musste. An der Felswand versuchte Autumn, sich an Spalten festzuhalten und abwärts zu bewegen. Ihre verbrannte Hand schmerzte jedoch sehr und wegen des feuchten Gesteins rutschte sie ab und stürzte ins eiskalte Wasser. Sie konnte sich unterhalb des Wasserfalls mit letzter Kraft aus dem Fluss retten und war vor Schreck wie gelähmt. Es galt jedoch, eine weitere Nacht in der Wildnis zu überstehen.

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Am nächsten Morgen erwachte Autumn, von Insekten völlig zerbissen, und brachte ihre letzte Kraft auf. Sie folgte weiterhin dem Fluss und erreichte völlig erschöpft eine Landstraße. Trotzdem war sie noch nicht in Sicherheit, weil viele Autofahrer keine Notiz von ihr nahmen – sie lief in ihrer Verzweiflung einige Kilometer die Strecke entlang.

Die 16-Jährige erreichte schließlich einen Parkplatz und wurde erst dort von Autofahrern mitgenommen, womit ihre Odyssee ein Ende fand. Die während des Umherirrens in der Wildnis zugezogenen Verletzungen wie Dehydrierung, Unterkühlung und Blutergüsse erwiesen sich glücklicherweise als nicht schwerwiegend.

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Dank ihrer Entschlossenheit und ihrem sicheren Instinkt hat Autumn dieses furchtbare Erlebnis überstanden. Obwohl sie erst 16 Jahre alt war, behielt sie ihre Nerven und kämpfte sich durch die Wildnis. Sicherlich dauerte es eine lange Zeit, das traumatische Geschehen auch psychisch zu verarbeiten. Nichtsdestotrotz stellt sich die Frage, ob wohl jeder von uns in dieser Lage so viel Mut und Entschlossenheit bewiesen hätte.