Veröffentlicht inEmotionales, Familie, Herzerwärmend

Das Mädchen kann nicht vergessen, was ihr Bruder für sie getan hat. Jahre später erfährt sie den Grund dafür.

Die er am meisten liebte.

Die Beziehung zwischen Geschwistern zählt wohl zu den vielschichtigsten, die es gibt. Viele streiten sich in ihrer Kindheit häufig mit ihren Brüdern oder Schwestern, stehen sich aber als Erwachsene sehr nah. Andere haben von Anfang an ein inniges Verhältnis, entfremden sich jedoch später voneinander. Doch egal, was passiert, die gemeinsame Kindheit verbindet und macht das Geschwister-Dasein in der Regel zur längsten Beziehung, die man in seinem Leben hat. Die folgende Geschichte einer Frau erzählt auf berührende Weise, wie nah Bruder und Schwester einander stehen können und welche Opfer man bringt, wenn man jemanden von Herzen liebt.

„Ich wuchs in einem abgelegenen Bergdorf auf. Tag für Tag pflügten meine Eltern tief gebückt den gelben, trockenen Acker.

Pixabay

Eines Tages wollte ich mir auch so ein Taschentuch kaufen, wie es die anderen Mädchen hatten. Also stahl ich das Geld aus dem Portmonee meines Vaters. Er bemerkte den Diebstahl sofort. ‚Wer hat das Geld geklaut?‘, fragte er mich und meinen Bruder. Ich war erstarrt, zu verängstigt, um etwas zu sagen. Da niemand von uns etwas zugab, sagte er: ‚Schön, wenn niemand beichten will, werdet ihr beide bestraft werden.‘ Auf einmal nahm mein jüngerer Bruder die Hand meines Vaters und sagte: ‚Papa, ich war es.‘ Er nahm meine Schuld auf sich. Mitten in der Nacht fing ich auf einmal an zu weinen. Mein Bruder hielt mir den Mund mit der Hand zu und sagte: ‚Schwesterchen, hör auf zu weinen. Es ist geschehen.‘

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Ich werde niemals den Gesichtsausdruck meines Bruders vergessen, als er mich beschützte. In diesem Jahr war er 8 und ich 11 Jahre alt. Ich hasse mich immer noch dafür, dass ich an diesem Tag nicht den Mut hatte zu gestehen, was ich getan hatte. Jahre vergingen, aber der Vorfall schien immer so nah, als sei er gestern gewesen. Als mein Bruder sein letztes Jahr in der weiterführenden Schule beendet hatte, erhielt er die Zusage für eine berufsbildende Schule, die im Zentrum der Stadt lag. Zur gleichen Zeit begann ich an der Universität in der Provinz zu studieren. In dieser Nacht stand mein Vater draußen im Garten und rauchte Packung für Packung seine Zigaretten. Ich konnte hören, wie er meine Mutter fragte: ‚Unsere Kinder haben beide gute Noten? Sehr gute Noten?‘ Meine Mutter wischte ihre Tränen fort und und seufzte: ‚Aber wozu? Wie können wir sie nur beide finanzieren?‘ Da kam auf einmal mein Bruder hinaus, stellte sich vor unseren Vater und sagte: ‚Dad, ich will nicht weiter auf die Schule, ich habe genug Bücher gelesen.‘ Vater wurde böse. ‚Warum hast du einen so schwachen Geist? Selbst wenn das bedeutet, dass ich auf der Straße betteln muss, werde ich euch beide zur Schule schicken, bis ihr mit der Ausbildung fertig seid!‘ Und dann ging er los, um in jedem Haus im Dorf zu fragen, ob man ihm Geld leihen könne.

Flickr/Ute

Ich strich mit meiner Hand sachte über das Gesicht meines Bruders und sagte ihm: ‚Ein Junge muss seine Ausbildung fortsetzen. Wenn nicht, wird er niemals der Armut entfliehen können, die uns erwartet.‘ Ich für meinen Teil hatte beschlossen, mein Studium nicht fortzusetzen. Am nächsten Tag verließ mein Bruder noch vor dem Morgengrauen das Haus mit ein paar ausgeleierten Kleidern. Er schlich an meine Seite des Bettes und und hinterließ einen Zettel auf meinem Kissen: ‚Schwesterchen, auf die Universität zu kommen, ist nicht leicht. Ich gehe fort, suche mir Arbeit und werde dir Geld schicken.‘ Ich hielt den Zettel in meiner Hand und weinte, bis meine Stimme versagte. Mit dem Geld, das sich mein Vater vom gesamten Dorf geliehen hatte, und dem Geld, das mein Bruder auf einer Baustelle für das Tragen von Zementsäcken verdiente, schaffte ich es, auch mein drittes Jahr an der Universität zu studieren. In diesem Jahr war mein Bruder 17 Jahre alt und ich 20.

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Eines Tages, als ich in meinem Wohnheimzimmer lernte, kam mein Mitbewohner herein und sagte: ‚Da ist einer aus dem Dorf, der draußen auf dich wartet.‘ Warum sollte einer aus dem Dorf auf mich warten? Ich ging hinaus und erblickte meinen Bruder. Sein ganzer Körper war voller Dreck, Staub, Zement und Sand. Ich fragte ihn: ‚Warum hast du meinem Mitbewohner nicht gesagt, dass du mein Bruder bist?‘ Er antwortete mit einem Lächeln: ‚Sieh mich an. Was würden sie denken, wenn sie wüssten, dass ich dein Bruder bin? Würden sie nicht über dich lachen?‘ Ich war so gerührt und meine Augen füllten sich mit Tränen. Ich wischte den Dreck und den Staub vom Körper meines Bruders. Mit einem Kloß im Hals sagte ich: ‚Es ist mir egal, was die Leute sagen. Du bist mein Bruder, egal, wie du aussiehst.‘ Aus seiner Tasche nahm er eine Schmertterlings-Haarspange. Er steckte sie in mein Haar und sagte: ‚Ich habe gesehen, dass alle Mädchen in der Stadt so eine tragen. Ich denke, du solltest auch eine haben.‘

Flick/PhotographyTales Follow

Ich konnte mich nicht mehr zusammenreißen. Ich nahm meinen Bruder in die Arme und weinte. In diesem Jahr war er 20 und ich 23 Jahre alt.

Nachdem ich geheiratet hatte, lebte ich weiterhin in der Stadt. Viele Male lud mein Ehemann meine Eltern ein, bei uns zu wohnen. Aber sie wollten nicht. Sie sagten, dass sie, wenn sie das Dorf verließen, nicht wüssten, was sie tun sollten. Mein Bruder stimmte ihnen zu. Er sagte: ‚Schwesterchen, kümmere du dich um deine Schwiegereltern. Ich passe hier auf Mama und Papa auf.‘ Mein Ehemann wurde Direktor seiner Fabrik. Wir baten meinen Bruder, Wartungsmananger zu werden. Aber mein Bruder lehnte das Angebot ab. Stattdessen stimmte er zu, zunächst als Handwerker dort zu arbeiten. Eines Tages, als er auf einer Leiter stand, um ein Kabel zu reparieren, bekam er einen Stromschlag und musste ins Krankenhaus gebracht werden. Mein Ehemann und ich besuchten ihn dort. Als ich den Gipsverband an seinem Bein sah, meckerte ich: ‚Warum hast du damals das Angebot nicht angenommen, Manager zu werden? Manager müssen keine so gefährliche Arbeit machen Jetzt sieh dich an: Du hast eine ernsthafte Verletzung. Warum hast du nicht auf uns gehört?‘

Flickr/Paweł Stempniak

Mit einem ernsten Gesichtsausdruck verteidigte er seine Entscheidung. ‚Denk an deinen Ehemann. Er ist gerade Direktor geworden. Wenn ich, so ungebildet, ein Manager geworden wäre, was für Gerüchte hätte es dann gegeben?‘ Die Augen meines Ehemanns füllten sich mit Tränen, und ich sagte: ‚Aber du bist nur meinetwegen ungebildet!‘ ‚Warum redest du immer über die Vergangenheit?‘, sagte er und hielt meine Hand. In diesem Jahr war er 26 und ich 29 Jahre alt.

Mein Bruder war 30 Jahre alt, als er ein Bauernmädchen aus dem Dorf heiratete. Während der Trauung fragte der Zeremonienmeister ihn: ‚Wer ist die Person, die du am meisten respektierst und liebst?‘ Ohne auch nur eine Sekunde nachzudenken, antwortete mein Bruder: ‚Meine Schwester.‘ Er erzählte dann eine Geschichte, an die ich mich nicht mal erinnerte. ‚Als ich zur Grundschule ging, war die Schule in einem anderen Dorf. Jeden Tag mussten meine Schwester und ich 2 Stunden zur Schule und wieder zurück laufen. Eines Tages verlor ich meine Handschuhe. Meine Schwester gab mir einen von ihren.‘

Flick/Jørgen ‚John‘ Arnor G. Lom

Sie hatte nur einen Handschuh, musste aber noch weiter laufen. Als wir nach Hause kamen, zitterte ihre Hand wegen des kalten Wetters. Sie konnte nicht mal mehr ihr Besteck halten. Von diesem Tag an schwor ich mir, immer auf meine Schwester aufzupassen und gut zu ihr zu sein, solange ich lebte.‘ Applaus füllte den Raum. Alle Gäste standen auf und sahen mich an. Ich konnte kaum sprechen: ‚Wenn ich einem Menschen etwas zu verdanken habe, ist es mein Bruder.‘ In diesem glücklichen Moment flossen Tränen über mein Gesicht.

Liebe und kümmere dich um den, den du liebst, jeden Tag deines Lebens. Du wirst glauben, dass das, was du tust, nur Kleinigkeiten sind, aber diesem Menschen bedeutet es unglaublich viel.“

Flickr/Mrs Lim

Unglaublich, wie nah Bruder und Schwester einander stehen können. Eine schöne Geschichte, die zeigt, dass man nicht viel Materielles im Leben braucht, um glücklich zu sein. Das Wichtigste ist ein Mensch an deiner Seite, der gut zu dir ist.