Mutter Natur lässt sich bekanntlich immer wieder etwas Neues einfallen, was sie ihrem „Portfolio“ noch hinzufügen kann. Einige ihrer Schützlinge hat sie sogar mit einem transparenten Antlitz ausgestattet, damit es ihre Fressfeinde möglichst schwer haben, sie zu entdecken.
Faszinierend sind diese „gläsernen“ Tiere auf jeden Fall, wie die folgenden 14 Beispiele aus dem Tierreich eindrucksvoll zeigen:
1.) Junger Europäischer Aal
Sie werden auch Glas-Aale genannt, obwohl es sich bei ihnen nicht um eine eigene Spezies handelt, sondern um die Jungtiere des Europäischen Aals. Ihre Transparenz hilft ihnen, sich vor Räubern zu schützen, da sie im Wasser so gut wie unsichtbar sind. Mit zunehmendem Alter verlieren die Aale ihre Durchsichtigkeit jedoch wieder.
2.) Pharaoameise
Die Pharaoameise ist winzig klein und nur ihr Hinterleib ist transparent. Die sonst bernsteinfarbene Ameise ist aufgrund ihrer geringen Größe ein gefürchteter Schädling. Da sie ein Allesfresser ist und auch vor Aas und Exkrementen nicht haltmacht, gilt sie als gefährlicher Krankheitsüberträger. Besonders in Krankenhäusern ist sie gefürchtet, weil sie unter Verbände krabbeln und so durch Kontakt mit offenen Wunden Streptokokken und Salmonellen übertragen kann. Die aus Asien eingeschleppte Ameisenart kann jedoch nicht bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt überleben, weshalb sich ihre Ausbreitung in Europa derzeit noch in Grenzen hält. Hat man sie jedoch erst einmal im Haus, sollte man umgehend einen Kammerjäger rufen, denn die winzigen Tiere können aufgrund ihrer geringen Größe sogar in technische Geräte wie Computer eindringen und somit Brände verursachen.
3.) Seestachelbeere
Die Seestachelbeere ist ein absoluter Überlebenskünstler, denn sie ist sehr anpassungsfähig. Man findet sie sowohl in warmen als auch in extrem kalten Gewässern. Auch wenn sie transparent ist, lässt sich ihre Ähnlichkeit zur Stachelbeere nicht leugnen, daher ihr Name. Sie gehört zur Familie der Rippenquallen.
4.) Glasflügelfalter
Imgur/edgybirthstone (links) – Imgur/yishan (rechts)
„Greta morgane oto“, auch Glasflügelfalter, ist ein tagaktiver Schmetterling, der in den tropischen Wäldern Mittel- und Südamerikas beheimatet ist. Die Außenränder seiner Flügel sind orange-braun bis hin zu schwarz, aber die Innenflächen sind glasklar, weil er dort keine Schuppen besitzt, die das Licht reflektieren. Diese „Glasflügel“ machen ihn einzigartig auf der Welt.
5.) Junger Doktorfisch
Diese Fischart erlangte besonders nach dem Kino-Hit „Findet Nemo“ einen hohen Bekanntheitsgrad, da es sich bei der vergesslichen „Dori“ um einen Paletten-Doktorfisch handelt. Nun sind diese aber gar nicht transparent, wie man weiß, aber als Jungfische sind sie es sehr wohl. Auch Wissenschaftlern war dieser Umstand bis vor wenigen Jahren noch gänzlich unbekannt, sodass sie davon ausgingen, dass es sich bei den transparenten Exemplaren um eine neue Art handeln müsse. Doch weit gefehlt! Nur die Jungtiere, auch Acronurus-Larven genannt, sind transparent, damit sie von ihren Fressfeinden nicht gesehen werden.
6.) Glasfrosch
Der „Hyalinobatrachium yaku“ gehört zur Familie der Glasfrösche, die ihren Namen der Transparenz ihrer Körperunterseite zu verdanken haben. Sie sind bisher nur wenig erforscht, da sie überaus klein und in ihrer Heimat, dem Amazonasbecken, nur sehr schwer zu finden sind.
7.) Portugiesische Galeere
Die Portugiesische Galeere wird aus gutem Grund gefürchtet, denn das starke Gift in ihren Nesselzellen löst bei Berührungen unheimlich starke Schmerzen aus und kann im Falle eines allergischen Schocks beim Menschen auch zum Tod führen. Durch ihre Transparenz ist sie im Wasser nur schwer zu erkennen, weshalb sich jedes Jahr über 10.000 Menschen an ihr verbrennen. Die Gefahr, auf eine Portugiesische Galeere zu stoßen, steigt weiter an, da sie sich durch die Überfischung der Meere und insbesondere den starken Rückgang der Thunfische und somit auch ihrer Fressfeinde weltweit weiter ausbreitet.
8.) Transparente Springspinne
Es gibt über 5.000 verschiedene Springspinnen-Arten. Dieses transparente Exemplar wurde vom Zoologen Wayne Maddison im Jahr 2014 im ecuadorianischen Dschungel entdeckt. Bisher ist noch unbekannt, ob es sich hierbei um ein Jungtier einer bereits bekannten Art handelt oder ob Maddison eine völlig neue Spezies entdeckt hat. Besonders beeindruckend an diesem Exemplar ist jedoch, dass sein Körper so transparent ist, dass man sogar von oben, durch den Kopf, die Augenmuskeln des kleinen Tieres arbeiten sehen und somit mehr oder weniger erahnen kann, wo es gerade hinschaut.
9.) Krokodileisfisch
Den Namen verdankt dieser Raubfisch seinem krokodilähnlichen Kopf. Wie sein Name ebenfalls verrät, lebt der Krokodileisfisch in den kalten Gewässern rund um die Antarktis. Das Besondere an ihm ist sein geleeartiger Körper, der keinerlei Schuppen aufweist. Zudem besitzt er keine roten Blutkörperchen, weshalb sogar sein Blut völlig farblos ist. Transparente Haut haben jedoch auch hier nur die Jungtiere.
10.) Schildkäfer
Es gibt viele verschiedene Arten von Schildkäfern, aber nicht alle von ihnen besitzen einen transparenten Schild. Diejenigen, die über einen solchen Schild verfügen, leben meist im asiatischen Raum. Zudem ist es sehr schwer, die Arten auseinanderzuhalten, da die Insekten in der Lage sind, Muster und Farbe ihres Schildes an ihre Umgebung anzupassen. Das Insekt ändert seine Farbe, um sich entweder zu tarnen oder um Feinde abzuschrecken, wenn es sich bedroht fühlt.
11.) Glaskopffisch
„Macropinna microstoma“, auch Glaskopffisch genannt, ist ein Tiefseefisch, der erst 1939 entdeckt wurde. Die Besonderheit dieses Meeresbewohners ist sein durchsichtiger Kopf. Die grünen, kugelähnlichen Augen sind in ihren Bewegungen so flexibel wie die eines Chamäleons und sehr lichtempfindlich. Der gläserne Kopf wird von einer membranähnlichen Schutzhaube geschützt, die mit Flüssigkeit gefüllt ist. Wird der Glaskopffisch aus dem Wasser geholt, wird seine Schutzhaube zerstört. Es wurden bereits mehrere Versuche unternommen, Exemplare dieses Fisches zu fangen, um sie näher zu erforschen, doch alle Tiere starben nach nur wenigen Stunden in Gefangenschaft. Meeresbiologen vermuten jedoch, dass die Schutzhaube die empfindlichen Augen des Fisches vor den giftigen Nesseln der Quallen schützt, die auf seinem Speiseplan ganz oben stehen.
12.) Glasgarnele
Glasgarnelen sind, bis auf wenige Muster auf ihrem Körper, komplett transparent. Anders als bei vielen Jungfischen behalten sie diese Transparenz auch ihr ganzes Leben lang bei. Ursprünglich kommt diese Garnelen-Art aus Südostasien, doch mittlerweile findet man sie auch immer häufiger in deutschen Süßwasser-Aquarien. Die Haltung dieser Tiere ist so beliebt, weil sie anderen Aquarienbewohnern gegenüber als sehr friedvoll gelten.
13.) Kristall-Salmler
Diese transparenten Raritäten sind gerade im Zoo von Basel zu bestaunen. Die bis zu 5 cm kleinen Kristall-Salmler („Paracheirodon pi“) stammen aus dem westlichen und zentralen Amazonasbecken und sind bisher noch kaum erforscht. Sicher ist nur, dass ihre Transparenz sie im trüben Wasser des Amazonas vor ihren Feinden schützt.
14.) Junger Kuhfisch
Weil sie so furchtbar niedlich aussehen und ihre Transparenz für viele eine Faszination darstellt, werden junge Kuhfische gerne von Meerwasser-Aquarianern im Zoohandel gekauft. Oft werden Käufer dieser Tiere jedoch vor dem Erwerb nicht richtig über die Tücken aufgeklärt, die die Haltung von Kuhfischen mit sich bringt, denn sie sind nicht nur putzig anzusehen, sondern auch extrem giftig! Bei Stress setzt der Meeresbewohner, der zu den Kofferfischen gehört, nämlich das Nervengift Pahutoxin frei, das alles Leben im Aquarium ziemlich schnell tötet, auch den Kuhfisch selbst. Mit zunehmendem Alter verliert der Fisch zudem seine Transparenz und nimmt ein sattes Neongelb an. Der Kauf eines solchen „Exoten“ sollte also wohlüberlegt sein.
Bei diesem Anblick könnte man schon etwas neidisch werden, denn wer hätte nicht auch gerne die Gabe, sich unsichtbar machen zu können?