Veröffentlicht inEmotionales, Schicksale

20-Jähriger fährt mit 93-Jährigem durch Europa

Auch wenn es ungewöhnlich wirkt: Der 93-jährige Karl-Heinz und der 20-jährige Torben sind gute Freunde. Im Sommer 2020 unternehmen sie eine 5.000 km lange, unvergessliche Reise in die Vergangenheit.

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Hier sind emotionale Geschichten, die dich wirklich inspirieren. (Zum Artikel nach unten scrollen.)

73 Jahre – so lange musste Karl-Heinz warten, bis sein Freund Torben geboren wurde. Und so ungewöhnlich der Altersunterschied ist, so gewöhnlich war die Art und Weise, wie sich das kuriose Duo kennenlernte.

Die beiden waren nämlich Nachbarn in Emmerich am Rhein, nahe der Grenze zu den Niederlanden. Obwohl Karl-Heinz mit seinen neunzig Lenzen noch ziemlich rüstig war, brauchte er ab und an etwas Hilfe. Beim Rasenmähen zum Beispiel. Dazu erklärte sich der damals 16-jährige Torben bereit.

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Die nächsten vier Jahre half Torben dem alten Herrn regelmäßig bei der Gartenarbeit und anderen Gelegenheiten. Während dieser Zeit freundeten sich die beiden an. Ende 2019 sprach Karl-Heinz mit seinem jungen Freund über einen Wunsch, der ihn noch beschäftigte.

„Ich wollte die alten Städte mal sehen, ich wollte mal aus dem Haus raus. Ich bin jetzt ganz allein. Meine Frau ist verstorben. Meine Eltern, die ganze Verwandtschaft, alle sind gestorben. Ich bin der Letzte von der Sippe“, sagt er.

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Obwohl Karl-Heinz erst gegen Ende des Zweiten Weltkrieges die Volljährigkeit erreichte, wurde er wegen der militärischen Lage noch zur Wehrmacht eingezogen und geriet nach 1945 in Kriegsgefangenschaft.

Beispielsweise arbeitete er nach dem Krieg für einen französischen Weinbauern. Eine Weile verbrachte er sogar in Spanien, wo er seinen Spitznamen „Carlos“ bekam. Im und nach dem Krieg lernte er Europa und die Welt kennen – sogar Südamerika besuchte er.

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Vor seinem Tod wollte Karl-Heinz möglichst viele Orte, an denen zahlreiche Erinnerungen hingen, ein letztes Mal besuchen, also eine Tour durch Europa machen. Der alte Herr war aber nicht in der Lage, das allein zu unternehmen. Wegen seiner schlechten Augen konnte er sich beispielsweise nicht mehr hinters Steuer setzen. Torben, mittlerweile 20 und Versicherungs-Azubi, sagte zu.

Und so kam es, dass sich das ungleiche Paar in Torbens Mercedes setze und trotz der Corona-Krise im Sommer 2020 seinen Roadtrip unternahm. Die beiden fuhren unter anderem durch die Niederlande, Frankreich, Spanien, Italien und Österreich. Circa 5.000 Kilometer innerhalb von drei Wochen legten Torben und Karl-Heinz zurück. Für den 93-Jährigen war es eine aufwühlende Reise in seine Vergangenheit.

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„An manchen Stellen war es schon sehr emotional für ihn. Aber er genießt jede Minute“, berichtet Torben, der seinen rüstigen Begleiter sehr zu schätzen weiß. Als normaler Tourist hätte der junge Mann nicht annähernd so viel Interessantes über die Städte und Regionen gelernt. Der 20-Jährige bekam einen anderen Blick auf die Menschen und die Geschichte in Europa, weil sein alter Freund ein Teil jener Vergangenheit war.

Nachdem die beiden ihren längeren Ausflug beendet hatten, war ihre Reiselust aber noch nicht befriedigt. Tatsächlich setzten sich Torben und Karl-Heinz ein Jahr später noch einmal in den Mercedes. Dieses Mal gab die Kindheit des 93-Jährigen das Ziel vor: Belgard in Hinterpommern.

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Die Fahrt führte sie durch Hamburg und viele Städte an der Ostseeküste bis zu Karl-Heinz’ nun polnischem Heimatort an der Persante, den er zuletzt 1933 gesehen hatte: „Auf dem Marktplatz sind ihm ein paar Erinnerungen zurückgekommen. An damals, wie er mit seiner Mutter dort war, wenn ein paar Händler dort ihre Waren verkauft haben“, erzählt Torben.

Dann kehrten die beiden wieder nach Emmerich am Rhein zurück. Diese zweite Reise dauerte fast zwei Wochen. Ungefähr 2.300 Kilometer legten sie zurück. Leider hat aber auch der rüstigste Rentner keine unbegrenzte Kraft. Dem alten Herrn fiel die Reise deutlich schwerer als ein Jahr zuvor, wie Torben berichtet.

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Was sich 2021 abzuzeichnen begann, geschah tragischerweise schließlich am 22. Januar 2022: Karl-Heinz schlief für immer friedlich ein. Auf Instagram schrieb Torben unter anderem: „Die Lücke, welche du jetzt schon hinterlassen hast, ist riesig. Schließen wird diese keiner! Was bleibt, sind Erinnerungen, unzählige Erinnerungen an schöne Momente, Tage, Reisen und Erinnerungen an die gemeinsamen sechs Jahre.“

Viele Erinnerungen haben Torben und Karl-Heinz vor seinem Tod in ihrem Buch „5.000 km Freundschaft“ zusammengefasst. So traurig sein Abschied auch ist: Wenigstens ist Karl-Heinz’ Wunsch in Erfüllung gegangen. Nach einem wechselvollen und erfüllten Leben genießt er nun die ewige Ruhe, auch wenn er seinem Freund Torben für immer fehlen wird.

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Quelle: rtl

Vorschaubild: ©Instagram/torbenkroker