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Im Untergrund: Paar lebt seit 27 Jahren in der Kanalisation.

Klein, aber mein

Wir alle streben nach dem persönlichen Glück, nach einem Leben ohne Kummer und Sorge – Miguel Restrepo und seine Frau María García aus der kolumbianischen Großstadt Medellín sind da keine Ausnahme. Während María sich früher um den Haushalt kümmerte, brachte Miguel als Arbeiter in der Recyclingindustrie das Geld nach Hause. Aufgrund einer Lungenerkrankung verlor der ehemals stolze Mann vor beinahe 30 Jahren erst seinen Job, dann sein Zuhause. Von der Gesellschaft ausgestoßen und vergessen, blieb ihm nur noch seine treue Ehefrau.

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Aufgeben kam für das Paar allerdings niemals infrage. Sie wollten kämpfen, ihr Leben wieder in den Griff bekommen, koste es, was es wolle. Nach einigen Monaten fanden die beiden Unterschlupf in einem stillgelegten Teil der Kanalisation unterhalb der Millionenstadt. Nach nunmehr 27 Jahren können sich die beiden gar nicht mehr vorstellen, ihre Schlafkoje in 1,4 Meter Tiefe jemals wieder zu verlassen.

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Solange sie von der Stadtverwaltung nicht vertrieben werden, möchten Miguel und María in ihrem gerade einmal zwei mal drei Meter großen Zuhause wohnen bleiben. In dem beengten Raum hat das Paar nicht nur Platz für ein Schränkchen gefunden, sondern auch für ein gemütliches Bett und einen kleinen Ofen. Selbst auf moderne Annehmlichkeiten wie Fernseher oder Radio müssen die beiden nicht verzichten. Nur eine Dusche konnte der ansonsten so erfindungsreiche Miguel beim besten Willen nicht unterbringen. Als Ersatz genügt daher seit über 20 Jahren ein Eimer mit Wasser – für das Ehepaar aber kein Problem.

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Seit einigen Jahren haben Miguel und María sogar ein wenig Gesellschaft „unter Tage“: einen liebenswürdigen Hund namens Blackie. Oberhalb der Behausung darf sicher dieser sogar über einen kleinen, improvisierten Garten freuen, den das Paar jedes Jahr zur Weihnachtszeit mit einem Tannenbaum bestückt.

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Obwohl sich die beiden ein anderes Leben gewünscht hatten, ist ihnen die Lebensfreude anzusehen. „Unser Leben ist besser als das des Präsidenten“, scherzt das Paar. Sie seien frei und hätten ihre Ruhe, das sei mehr, als viele andere von sich behaupten können. Ein bisschen Geld verdient Miguel im Übrigen, indem er Menschen beim Einparken ihrer Autos hilft. Das reiche normalerweise aus, um für ihn und seine Frau Essen zu kaufen. Und mehr wünscht sich das Paar auch gar nicht!

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Miguel und María führen zwar kein einfaches, dafür ein zufriedenes Leben. Die beiden fühlen sich in ihrem Untergrund-Heim nicht nur pudelwohl, sie sind vor allem froh, so leben zu können, wie sie es möchten – zusammen, Seite an Seite. Glück bedeutet für jeden Menschen eben immer etwas anderes – und die beiden haben das ihrige offenbar gefunden.