Emotionales
Mutter wehrt sich gegen Internet-Beleidigung ihrer Tochter.
Frischgebackene Eltern platzen zu Recht fast vor Stolz und zeigen gerne ihren Nachwuchs herum, dessen zahnloses Strahlen allseits mit gurrenden Lauten und „O, wie süß!“-Ausrufen quittiert wird. Diese Erfahrung hat Natalie Weaver mit ihrer Erstgeborenen nie machen können. Stattdessen hat die US-Amerikanerin aus North Carolina ihre Tochter in den ersten Lebensjahren so gut wie möglich vor der Öffentlichkeit versteckt – aus Angst vor starrenden Blicken und hasserfüllten Kommentaren.
Oh.My.Goodness! Baby Sophia! pic.twitter.com/DXOMb1AcHD
— Natalie Weaver (@Nataliew1020) 10. Dezember 2017
Die mittlerweile 9-jährige Sophia wurde mit schweren Gesichtsdeformationen geboren. Zudem leidet sie am Rett-Syndrom; die seltene Entwicklungsstörung führt unter anderem dazu, dass die Betroffenen im frühen Kindesalter bereits erlernte Fähigkeiten wieder verlernen. Aufgrund seines Aussehens bekommt das Mädchen schon als Baby extreme Reaktionen von ihren Mitmenschen; für die Mutter ist dies so schmerzvoll, dass sie ihre Tochter zum Schutz größtenteils zuhause versteckt hält. Bis sie es nicht mehr aushält.
No matter how tired I get, I will do whatever it takes to protect my child & others. It’s hard at times but I won’t let @GOP wear me down! pic.twitter.com/01Yyzt3Cf0
— Natalie Weaver (@Nataliew1020) 6. Oktober 2017
Die 3-fache Mutter will nicht länger hinnehmen, dass ihr unschuldiges Kind als „Monster“ betitelt wird. Sie gründet einen Verein und kämpft für die Bedürfnisse von Kindern mit Behinderungen wie denen von Sophia. Aber auch dafür, dass diese Kinder als gleichwertige und lebensberechtigte Menschen angesehen werden. Deshalb ist die Amerikanerin bis ins Mark erschüttert, als sie erfährt, dass jemand ungefragt ein Bild von Sophia auf Twitter gestellt hat – und sich dafür einsetzt, dass Kinder wie sie abgetrieben werden sollen.
Get to know Sophia in this Thread: I realize that I have to share a lot of the bad things that go along with Sophia’s conditions and fighting for her life, but today I’d like to share who Sophia really is. She isn’t her disabilities and she isn’t her diseases. pic.twitter.com/cvxxz8gj38
— Natalie Weaver (@Nataliew1020) 15. November 2017
Diese Person spricht sich dafür aus, dass eine Fruchtwasserpunktion für Schwangere verpflichtend wird; sollte dabei eine Behinderung des Ungeborenen festgestellt werden, soll die werdende Mutter zur Abtreibung gezwungen werden. Möchte sie es dennoch austragen, so sollen die Eltern laut diesem Verfechter auch allein die folgenden Behandlungskosten für das Kind tragen. Unter einem Bild der 9-Jährigen steht dazu: „Es ist in Ordnung zu denken, dass alle Kinder zählen, aber viele von ihnen tun das nun einmal nicht.“
I’ll say it again before a troll says… “I shouldn’t have to pay for your child” Well, YOU DONT! my husband works, we pay taxes(a lot of them) into safety nets like Medicaid. If you became disabled & needed this safety net, I’d be glad my $$ helps you receive insurance pic.twitter.com/WRQvA8q22q
— Natalie Weaver (@Nataliew1020) 7. Januar 2018
Natalie ist absolut entsetzt, dass jemand, der Sophia nicht einmal kennt, der nicht weiß, wie sehr sie von ihrer Familie geliebt wird, wie sehr ihr Lachen ihr Leben bereichert, so etwas über das Mädchen schreiben kann. Doch noch entsetzter ist die Mutter, als sich Twitter weigert, den Post von der Seite zu nehmen, da er nicht gegen die Richtlinien verstoße. Das will Natalie nicht auf sich sitzen lassen: Sie startet eine Petition und sammelt tausende von Stimmen, um den Onlinedienst zu zwingen, sich genauer mit dem Fall auseinanderzusetzen.
#MedicaidMatters because it covers necessary equipment for kids w disabilities that private insurance won’t. This stander allows Sophia to stand, strengthen, build muscles & enjoy a dance party. Prv. Ins covers 0% Medicaid covers 100% Stander cost= $4,000 pic.twitter.com/yvrZSLAVzZ
— Natalie Weaver (@Nataliew1020) 7. Januar 2018
Mit Erfolg: Dank all der wütenden Stimmen löscht Twitter tatsächlich den Account der Person, der Sophias Bild auf diese scheußliche Art und Weise missbraucht hat. Die Familie der 9-Jährigen ist unendlich erleichtert. Doch Sophias Eltern wissen auch, dass der Kampf weitergeht und sie sich jeden Tag für ihre Tochter einsetzen müssen. Denn solche Grausamkeiten werden Sophia im echten Leben wie im Internet auch weiterhin begegnen.
Sophia has a younger brother and sister, named Alex and Lyla. They are growing up knowing compassion, unconditional love, and acceptance of people with differences. pic.twitter.com/17zDJDth8S
— Natalie Weaver (@Nataliew1020) 15. November 2017
„Ich werde mich nicht von Hass zum Schweigen bringen lassen“, so Natalie Weaver. „Sophia ist ein Geschenk. Egal, wie müde ich bin, ich werde alles tun, um mein Kind und andere zu beschützen, auch wenn es manchmal hart ist. Aber Sophia ist die stärkste Person, die ich kenne.“ Das hat das Mädchen gewiss auch von seiner Mutter.
