Emotionales
Krankenschwestern packen über unverschämte Patienten aus
Die Pflege kranker und alter Menschen ist einer der verantwortungsvollsten Berufe, die man ergreifen kann. Es ist tatsächlich kein einfacher Job, es ist eine Berufung, der eine jahrelange harte Ausbildung vorangeht. Ist man erst einmal im Krankenhausalltag angekommen, kommen zusätzliche Faktoren hinzu, die ausgerechnet den Leuten, auf deren Arbeit wir alle einmal angewiesen sind, das Leben unnötig schwer machen.
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Schichtdienst sowie die körperliche und emotionale Belastung sind schon schlimm genug. Was jedoch bei vielen Pflegerinnen und Pflegern besonders aufstößt, ist, wenn sie von denen, um die sie sich kümmern, respektlos oder gar übergriffig behandelt werden.
Auf der Internet-Plattform Twitter haben betroffene Pflegekräfte begonnen, unter dem Hashtag #respectnurses (#respektiertPfleger) zu berichten, was ihnen in ihrem Beruf so alles passiert. Die Anekdoten sind ebenso bedrückend wie zahlreich.
Ambulant. Bei einem älteren Herren die Intimpflege durchgeführt. Er meinte ich solle fester „waschen“ da ihm das sehr gefalle. Ich würde ja schließlich dafür bezahlt werden, damit es ihm gut geht. #respectnurses
— Einfachmaldiekressehalten (@Meba76598132) December 13, 2019
Ein gesetzlich zugesichertes Recht auf Pausen? Es existiert, wird aber nicht immer umgesetzt. Wer um seine Stelle fürchtet, hält lieber den Mund.
“Sie konnten keine Pause nehmen? Tja, unser System zieht die Pause halt automatisch ab. Dann müssen sie halt ein besseres Zeitmanagement lernen, ich bin nicht verantwortlich wenn sie ihre Arbeit nicht geschafft bekommen und keine Pause haben. ” – EL #respectnurses #pflexit
— HeavenNurse (@heaven_nurse) December 14, 2019
Hier hält sich wohl jemand für Hochwohlgeboren. Das „Mäuschen“ sorgt für die Extraportion Herablassung.
“Guten Tag ich bin xy und ich habe ein Einzelzimmer gebucht”
“Ähm, das ist eine Klinik, da können sie kein Zimmer buchen!”
“Und das entscheiden sie Mäuschen? Sie sind doch gar nicht vom Kopf her in der Lage das zu beurteilen wer & was ich bin”
“Ein arschloch”#respectnurses
— SchwesterUnbequem (@SrUnbequem) December 15, 2019
Bitte, was? Nein, nicht jede Stelle muss man annehmen.
“Wenn sie meinen Sohn Duschen, ziehen sie bitte kurze Hose und ein top an. Mein Sohn onaniert immer unter der Dusche, sie bleiben währenddessen an der Dusche stehen und warten.” Vorstellungsgespräch 1:1 Versorgung , Stelle nicht angenommen. #respectnurses
— HeavenNurse (@heaven_nurse) December 14, 2019
Undankbar und würdelos.
Pat. Sagte bei der Entlassung:” vielen Dank für die tolle Versorgung.”
Seine Angehörige:” Du brauchst Dich nicht bedanken, dass ist Ihr scheiß Job.”#respectnurses
— Tobbe RN, BScN (@Tobbe59238542) December 14, 2019
Dass es keine Konsequenzen für diese Straftat gab, hat es noch schlimmer gemacht.
Ambulantes Pflegepraktikum während der Ausbildung: Ein Pflegekunde soll duschen, im Bad drängt er mich in eine Ecke, den erigierten Penis in der Hand. “Stell dir vor, er wäre jetzt drin.” Konsequenzen gab es nicht. #respectnurses
— Aurelia (@bitterbluesea) December 16, 2019
Viele Schattierungen von „Unerträglich“. Wissen diese Leute eigentlich, dass sie es ist, die sie im Fall eines Herzstillstands wiederbeleben wird?
“Schneewittchen! Massier mir mal den Rücken!”
“Sie müssen meinen Penis festhalten beim Pinkeln.”
“Ich esse nur, wenn du mich fütterst.”
“Ich denke, Sie sollten mir jetzt die Füße waschen.”
“Sind Sie Italienerin? Ich will eine deutsche Krankenschwester.”#respectnurses— Carl Lotta (@CarlchenComics) December 14, 2019
Auf die leider üblichen Reaktionen im Internet musste ebenfalls geantwortet werden.
Übrigens bin ich NOCH NIE von einem Mann mit sogenanntem Migrationshintergrund begrapscht worden. Die waren immer ausgesucht höflich und mithilfebereit und respektvoll! Waren immer Doitsche und meistens mit der “ich zahl schließlich Krankenkasse”-Mentalität! #respectnurses
— Textarbeit Dortmund (@hoffmanntextdo) December 14, 2019
Da hat wohl jemand auf eine Pflegerin gehofft, die er belästigen kann. Also schnauzt er erst einmal den Pfleger an, den er bekommt.
“Sie sind doch ein Mann, wie kommen sie dazu Schwester zu werden? Von Frauen lässt man sich doch lieber waschen” – 1. Ausbildungsjahr.
Ach halt doch dein… #respectnurses— Maximilian Kadach | ✊ (@MaxKadach) December 16, 2019
Beschwerden über grässliches Verhalten werden allzu oft von den Vorgesetzten ignoriert – es sei denn, es trifft einmal einen Arzt.
Ich hab es in 22 Jahren 1x erlebt, dass ein Patient das Haus verlassen musste.
Er tyrannisierte die Kollegen auf Station eine Woche.
Erst als es den Arzt beleidigte flog er raus.— Nell, die 78. (@Nell781) December 14, 2019
Daher der Aufruf an die Ärzte: Stärkt den Pflegekräften mit eurem Einfluss den Rücken!
#respectnurses
An alle meine zufällig mitlesenden ärztlichen Kollegen:
Schaut nicht weg! Stellt Euch vor Euer Team!
Stärkt Euren Pflegekräften/Rettungskräften/Fachangestellten den Rücken!
Gegen Gewalt und Respektlosigkeit in der Pflege!#respectnurses— Stephie (@Stephie10376839) December 14, 2019
Kein Wunder, dass immer mehr Pflegende unter diesen Umständen ihre Arbeit niederlegen und sich anders orientieren – wer diesen in jeder Gesellschaft unverzichtbaren Knochenjob macht, dem gebührt Anerkennung und ein respektvoller Umgang.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat das neue Jahr 2020 als internationales Jahr der Pflegenden und Hebammen ausgerufen. Bleibt zu hoffen, dass ihnen zukünftig mehr Achtung entgegengebracht wird. Denn so kann es ganz eindeutig nicht weitergehen.
