Nachdem sich die amerikanische Profi-Langstreckenläuferin Stephanie Bruce dazu entschlossen hatte, Kinder zu bekommen, legte sie vorübergehend eine Trainingspause ein.
Und schon bald sollte sich ihr Wunsch auch erfüllen. Im Abstand von nur 15 Monaten brachte sie zwei gesunde Söhne auf die Welt.
Allerdings strapazierten zwei Schwangerschaften so kurz hintereinander ihren Körper stark. Früher war sie auf ihre gestählte Bauchmuskulatur stolz, doch nach der Geburt ihres zweiten Sohnes traute sie sich nicht mehr, ihren Körper zu zeigen.
Stephanie merkte, dass mit ihr irgendetwas nicht stimmte. Um ihren Bauchnabel herum hatte sich ein tiefes Loch in der Muskulatur gebildet.
„Ich nenn‘ es immer den Grand Canyon“, scherzt Stephanie. „Ich kann zwei Finger tief in die Mitte meines Bauchraums stecken.“
Mit 32 Jahren wollte Stephanie langsam wieder mit dem Training beginnen, doch sie fühlte sich von der ersten Sekunde an unwohl. Laufen brachte sie sehr schnell außer Atem und sie musste ständig auf die Toilette. Stephanie schämte sich immer mehr für ihren aus der Form geratenen Körper.
Bei einem Arztbesuch wurde bei ihr schließlich Rektusdiastase diagnostiziert. Die Krankheit kann entweder angeboren sein oder, wie in Stephanies Fall, durch eine Schwangerschaft entstehen. Dabei trennt sich die Bauchmuskulatur im Bereich des Bauchnabels, um dem Baby genügend Platz zu verschaffen.
Die Folge davon ist ein extrem schlaffer Bereich in der Mitte des Bauches.
Die meisten Frauen würden jetzt die verschrumpelte Haut verstecken. Für die Langstreckenläuferin Stephanie war das allerdings nicht ohne Weiteres möglich. Auch wollte sie ihren Traum, an den Olympischen Spielen teilzunehmen, nicht aufgeben.
Also entschied sie sich dafür, mit dem Versteckspiel aufzuhören und stattdessen Fotos von ihrem Bauch im Internet zu veröffentlichen.
„Vielleicht gibt es einen geheimen Club von Frauen, die alle unter derselben Erkrankung leiden. Doch wenn du niemanden kennst, mit dem du darüber reden kannst, dann wirst du nie erfahren, warum dein Bauch so schlaff ist und du unter Rückenschmerzen leidest“, erklärt Stephanie.
Mit den Fotos, die sie gepostet hat, dokumentiert sie auch ihr Bestreben, ihre Bauchmuskulatur wieder in Form zu bringen. Bedauerlicherweise sind die Reaktionen nicht nur positiv.
„Viele Leute sagen: ‚Okay, so sieht ihr Bauch nun einmal aus, aber warum muss sie damit so hausieren gehen? Kann sie ihn nicht einfach bedecken?’“
Ihr Trainer hingegen findet Stephanie inspirierend: „Ich bin mir sicher, dass es viele Frauen gibt, die unter derselben Krankheit leiden. Aber sie reden nicht darüber. Von daher ist es wirklich mutig von ihr, das zu tun.“
„Es kommt nicht darauf an, wie du aussiehst. Es geht darum, wie du dich fühlst, wie stark du bist. Sei einfach selbstbewusst und akzeptiere deine Haut so, wie sie ist“, appelliert Stephanie.
Im folgenden Video (auf Englisch) kannst du mehr über Stephanies Geschichte erfahren:
Heutzutage sind die Erwartungen an Frauen, wie sie nach einer Schwangerschaft auszusehen haben, durch die Medien derart unrealistisch geworden, dass sich viele Frauen für ihren Körper schämen. Vielleicht ändert sich das erst, wenn sich mehr Frauen wie Stephanie trauen und ihre Falten und Schwangerschaftsstreifen mit Stolz präsentieren und verstehen, was wahre Schönheit bedeutet.