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Verwandte schreiben einen Nachruf, der sich gewaschen hat.

Was für ein Kerl!

Über Tote soll man nur Gutes sagen – diese Empfehlung war schon in der Antike bekannt. Dafür sprechen auch viele gute Gründe. Eine Familie aus dem US-Bundesstaat Iowa sah das jedoch ein wenig anders. Sie verfasste einen Nachruf, der es in sich hat:

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„Tim Schrandt hat seinen letzten dummen Spruch am 29. März 2019 von sich gegeben. Wer sich fragt, ob er ihm vielleicht einmal über den Weg gelaufen sein könne, der kennt Tim garantiert nicht. Niemand vergisst auch nur die kürzeste Begegnung mit ihm. Bei allen, die Tim kennengelernt haben, möchten wir uns entschuldigen. Sicherlich hat er euch in irgendeiner Weise beleidigt. Er hatte keine Lust, seine Worte in Watte zu packen, und sagte immer frei von der Leber weg, was er dachte. Dafür war er weitbekannt.

Tim kam als Sohn von William (Bill) Schrandt und Mary (Schrandt) Manning am 11. Juni 1955 auf die Welt – 100 Jahre zu spät. Seiner Persönlichkeit hätte es eher entsprochen, als abgehärteter Cowboy oder entschlossener Pionier durch den Wilden Westen zu streifen.

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Er war das vierte von acht Kindern, also der Jüngste unter den vier Ältesten. Anstatt sich jedoch mit seinen älteren Geschwistern abzugeben, ihnen zuzuhören und zu gehorchen, ernannte sich Tim selbst zum Anführer der noch jüngeren Geschwister. Während seiner Kindheit und noch als junger Erwachsener kommandierte er sie herum und schikanierte sie. Er konnte gut reden, also Sprüche klopfen, und hatte immer etwas zu sagen – und immer das letzte Wort.

Diese Art brachte ihn regelmäßig mit den Nonnen der Konfessionsschule ‚St. Wencselaus‘ in Spillville in Konflikt. In ihnen hatte er ebenbürtige Gegner gefunden. Wir sagen nicht, dass die Nonnen gewonnen haben. Aber sie haben sich gut geschlagen – und das meinen wir im wahrsten Sinne des Wortes. Einmal kam es nämlich zu einer Rangelei mit einer Nonne. Fairerweise müssen wir sagen, dass sie damit angefangen hat. Aber man sollte nicht zum Schlag gegen Tim ausholen und dann glauben, dass nichts zurückkommt.

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Tim hielt sehr viel von Autorität (seiner eigenen, nicht der von anderen). Das änderte sich auch nicht, als er später auf eine weiterführende Schule in Calmar ging oder im Anschluss daran bei der Armee seinen Dienst antrat. Jeder kann sich ausmalen, wie oft er in Arrest saß oder degradiert wurde, wie viele Gesetze und Vorschriften er übertreten hat. Ja, er hat immer für Gesprächsstoff gesorgt.

Mehr als dreißig Jahre lang hat Tim als Werkzeugmacher gearbeitet. Er war mit vielen Kollegen befreundet, aber leider gab es in seinem Betrieb auch einen ‚Haufen Idioten‘ – seine Worte, nicht unsere. Nun ja: Es sind nicht seine exakten Worte, sonst hätten wir noch einige derbe Schimpfwörter hinzufügen müssen.

In Tims Nachlass befindet sich sehr viel Kram, mit dem seine Familie nichts anfangen kann. Falls also jemand einen Schrein der Jungfrau Maria (Katholiken wissen, wovon wir reden) haben möchte, kann sich an seine Familie wenden, sobald ein wenig Trauerzeit verstrichen ist.

Morgen wäre schon in Ordnung.

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Dennoch: Trotz seiner rauen Schale, seiner beißenden Bemerkungen und seiner Sturheit scheint es tatsächlich auch Belege dafür zu geben, dass er liebenswert, großzügig und fürsorglich war. Ein Beweis dafür ist die tiefe Trauer, die seine Familie verspürt. Der tiefe Schmerz in unseren Herzen, den wir fühlen, seit er von uns gegangen ist.

Tim hatte ein gutes Leben und einen friedlichen Tod – nur der Übergang war beschissen. Übrigens hat er den Kampf gegen den Krebs nicht verloren. Als Tim starb, starb auch der Krebs. Im Grunde ging es also unentschieden aus! Jedenfalls war er bereit, seinem Schöpfer gegenüberzutreten. Wir sind nur nicht sicher, ob ‚der Schöpfer‘ dazu bereit ist, Tim zu begegnen.

Viel Glück, Herr im Himmel!

Wir denken außerdem darüber nach, Spenden für die Heileman-Brauerei zu sammeln. Immerhin muss sie mit bedeutenden Einbußen rechnen, jetzt wo Tim nicht mehr da ist. Bitte schließt die Brauerei in eure Gedanken mit ein.“

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Mit diesem Nachruf wäre wahrscheinlich auch Tim mehr als zufrieden gewesen. Obwohl er sehr scharfzüngig geschrieben wurde, spricht aus ihm keinerlei Bosheit. Im Gegenteil: Die unverblümten Erinnerungen geben einen guten Einblick in Tims Leben und heben seine Individualität hervor. Sie machen begreiflich, was für einen Verlust seine Familie mit seinem Tod erlitten hat.