In einer Sekte groß zu werden, heißt, in einer Parallelwelt zu leben. Wer mit den Regeln einer abgeschotteten Religionsgemeinschaft sozialisiert wird, der hält für normal, was bei anderen Menschen Entsetzen auslösen würde.
Aber selbst diejenigen, die in eine Sekte hineingeboren wurden, können eines Tages genug haben. Manchmal kommt der Moment, in dem sie anfangen, all das zu hinterfragen, was ihnen von Kindheit an eingetrichtert wurde.
Solche Momente sind leider meist Situationen, in denen etwas Furchtbares passiert. Wenn Ex-Sektenmitglieder berichten, warum sie ihrer Familie, ihren Freunden und ihrer Glaubensgemeinschaft für immer den Rücken gekehrt haben, dann sind dies selten fröhliche Geschichten. Umso besser für diese Menschen, dass sie es geschafft haben, sich aus solchen Käfigen zu befreien.
1. Die Schuldumkehr
„Ich bin eine frühere Zeugin Jehovas. Ich hatte bereits meine Zweifel und dann schlug mein Ehemann mich einmal grün und blau. Danach ging er zu den Ältesten, um sich über mich zu beschweren. Sie sagten mir, ich solle eine bessere Ehefrau sein und ihn nicht so wütend machen. Das war’s. Ich hatte genug. Genug.“

2. Völlige Kälte
„Ich traf mich mit meiner Mutter, um mit ihr über meine arrangierte – und sehr schwierige – Ehe zu sprechen. Ich erzählte ihr von den Misshandlungen und wie sehr sie mir zusetzten. Sie sagte, es sei meine Aufgabe, still zu sein. Falls Gott meinen Mann ändern wolle, dann werde er das schon tun. In diesem Moment wurde mir klar, dass sie mich nicht vor meinem Vater beschützt hatte und absolut kein Problem damit hatte, mich jetzt auch von meinem Mann misshandeln zu lassen.
Als ich sie zum Abschied umarmte, weinte ich. Ich wusste, dass ich sie nie mehr wiedersehen würde. Es ist vier Jahre her, seit ich von dort davonlief.“
3. Harte Worte
„Nachdem ich in den 80er Jahren einen Weltuntergangsfilm gesehen hatte, fragte ich meine Mutter, mit wem sie ihre letzten Momente lieber verbringen würde: mit mir oder mit unserem Sektenführer. Sie wählte ihn. Danach fing ich an, meine Flucht zu planen.“

4. Lernen ist unerwünscht
„Als mir gesagt wurde, dass ich nicht zur Universität gehen dürfe. Die Ältesten sagten, das Ende der Welt sei nahe und eine Ausbildung sei Zeitverschwendung. Sie wollten uns ungebildet halten. Das war das Jahr, in dem ich die Sekte verließ.“
5. Wichtige Entscheidungen
„Als mir gesagt wurde, dass ich nicht mehr mit meiner jüngeren Schwester sprechen dürfe. Sie war das einzige Familienmitglied, das ich noch hatte. Sie war bei den Ältesten in Ungnade gefallen, weil sie nicht mehr zur Kirche ging. Das war mein Wendepunkt. Meine Schwester und ich kamen da raus. Sie ist großartig, wir stehen uns nahe, ich bereue nichts.“
6. Keine Hilfe
„Zeugen Jehovas; eine Mitschülerin in der 5. Klasse. Sie brauchte eine Bluttransfusion und die Familie verweigerte dies. Sie starb. Die ganze Klasse weinte wochenlang. Wie soll eine 11-Jährige das verstehen?“
7. Grausame Prioritäten
„Als meine Eltern mir erklärten, dass sie mich lieber sterben lassen würden, ehe sie gewissen medizinischen Eingriffen zustimmen würden.“
8. Der Rat der alten Männer
„Meine Schwester wurde unverheiratet schwanger. Sie musste zu den Ältesten gehen (einer Gruppe alter Männer), um vor ihnen zu beichten. Die Männer entschieden, dass niemand mehr mit ihr reden dürfe, nicht einmal die engste Familie. Als wir fragten, warum das so war, erzählten sie uns, dass sie direkt mit Gott gesprochen hätten. Dass es Gottes erklärter Wille sei. Ich wusste, dass das gelogen war. Ich trat bald darauf aus, zum Glück kam nach und nach meine ganze Familie da raus. Letztes Jahr feierten wir zum ersten Mal seit 1999 alle gemeinsam Weihnachten.“
9. Wer wird beschützt?
„Als ich ausgeschlossen wurde, weil ich ein Kind vor einem Pädokriminellen beschützt hatte.“
10. Habgier
„Es war, als Scientology sich unser zweites Haus unter den Nagel riss.“
11. Nichts wie weg hier
„Als meine Mutter mir sagte, dass meine Arbeit im Haushalt so schlecht sei, dass mein zukünftiger Ehemann mich mit Recht schlagen werde.“
12. Täter und Opfer
„Ich wurde vergewaltigt. Ich war ein Teenager, der Täter war doppelt so alt wie ich. Ich wurde gezwungen, zu bereuen. Ich weiß bis heute nicht, was ich bereuen sollte. Jahre später sah ich einen sehr ähnlichen Fall in den Nachrichten. Die Kirchenältesten des Opfers sagten vor laufender Kamera, dass sie dem Opfer verzeihen würden. Sie verziehen der Frau, dass jemand sie vergewaltigt hatte. Ich war schon seit Jahren ausgetreten, aber als ich das sah, begann ich eine Therapie, um mit all meiner Wut umgehen zu können.“
13. Das ist Wahnsinn
„Jede Frau musste dem Sektenführer ein Kind gebären.“
14. Immer das alte Lied
„Als sie mir immer wieder sagten, dass nur Männer Anführer sein könnten. Dass Frauen still, unterwürfig und gehorsam sein sollten. Ich sah mich unter den Anführern um und sah so viele Schwachköpfe, denen ich nicht das Geringste zutraute.“
15. Wut statt Antworten
„Als mein Bruder sehr höflich fragte, wie unsere Religion gegründet wurde. Sie rissen ihm fast den Kopf ab. Er war erst 11 Jahre alt. Mir wurde klar, dass sie so wütend wurden, weil sie keine Antworten hatten. Wenn man nicht erklären kann, warum man bei einem Glauben ist, dann ist es Zeit abzuhauen.“
Wow, das sind wirklich Situationen, die man niemandem wünscht. Wenn Kinder und junge Erwachsene sehen müssen, dass ihre Eltern sie nicht beschützen und sich lieber auf die Seite der angeblichen Autoritätspersonen stellen, dann ist das Vertrauen für immer zerstört.
Nur gut, dass diese Ex-Sektenmitglieder die Kraft gefunden haben, sich für immer aus solchen Strukturen zu lösen.
Quelle: boredpanda
Vorschaubild: ©flickr/Carlos Ebert
